Warum ich nie auf die Idee kommen würde, mir einen Sponsor zu suchen …

Da ist zunächst der Name: Sponsorschaft oder Sponsor. Fußballvereine oder Tennisspieler haben Sponsoren und müssen dann ein Trikot tragen und Lobeshymnen auf ein bestimmtes Produkt singen. Oder meine Oma hat mich gelegentlich mit 50 Euro gesponsort. Für mich hat dieser Name direkt und sofort etwas  mit Geld zu tun und deswegen gehe ich bestimmt nicht ins Meeting.

Ich bin unsicher in diesem Programm und weiß nicht, ob ich hier hingehöre. Ich habe keine Diagnose, keine stoffliche Sucht, ich weiß nur, dass es mir schlecht geht, dass ich Menschen brauche, die mir zuhören, die mich wahrnehmen, mit denen ich reden kann. Ich bin vielleicht meinen Emotionen gegenüber machtlos, aber diese Emotionen umfassen eben auch, dass ich gar nicht weiß, ob dieses Programm oder die Menschen darin etwas für mich sind, ob mir das gut tut.

Wenn ich mir jetzt jemanden als Sponsor suche, der schon lange dabei ist, einen erfahrenen EA-ler, jemanden, der mir erzählt, wie sehr ihm dieses Programm geholfen hat, dann würde diese Person, die von den 12 Schritte überzeugt ist, mir bestimmt doch nur sagen, dass EA großartig ist und dass es an mir liegt, wenn ich Zweifel habe, ob ich hier richtig bin. Dass das Programm großartig ist, denn das sagen ja alle, die schon länger dabei sind. Am Programm gibt es keinen Zweifel. Nur ich bin vielleicht nicht gut genug oder nicht richtig. Wahrscheinlich würde er oder sie mir sagen, dass ich mich mehr anstrengen müsste, besser oder mehr wollen müsste oder – und das wäre das Schlimmste – ich müsste mich wieder mal verbiegen, mich wieder mal verstecken, verbergen, unsichtbar machen. Und wenn ich all das nicht schaffe, dann würde mir mein Sponsor vermutlich freundlich sagen, dass ich nicht dazu gehöre, dass ich besser gehen sollte.

Was mir helfen würde, wären ergebnisoffene Gespräche mit Menschen, die auch Zweifel haben oder nicht genau wissen, wie sie diese 12 Schritte verstehen oder gehen sollen. Die vielleicht – wie ich – sich nicht sicher sind, was eine höhere Macht ist und wie man sie wahrnimmt oder wo und wie sie sich zeigt oder ob es sie überhaupt gibt. Ich glaube nicht, dass jemand, der all diese Fragen für sich schon eindeutig und klar beantwortet hat, mir auf einem Weg in EA helfen kann. So eine Person hilft mir ins Programm hinein oder schnell auch wieder hinaus. Ich würde mir dagegen mehr Begleitung im Programm wünschen.

Ano Nym

3 Gedanken zu „Warum ich nie auf die Idee kommen würde, mir einen Sponsor zu suchen …

  1. Alex

    Rührende Worte.
    Nach längerer Zeit im Programm kann ich weder behaupten, dass dort vor allem Menschen sind, die denken, EA wäre das einzig Wahre und dass es nur eine richtige Art und Weise gibt, das Programm zu leben noch, dass jede*r ganz genau seine Höhere Macht vor sich sieht und sich ihrer jederzeit absolut sicher ist. Die Menschen bei EA sind überhaupt sehr verschieden. Es gibt bei EA und auch bei der Höheren Macht eine sehr flexible Auslegungsmöglichkeit. Und vielleicht ist es manchmal auch zu früh, sich um die Höhere Macht zu kümmern, wenn man gerade noch stark leidet oder Ähnliches erlebt.
    Irgendwann habe ich endlich wieder an das Gute geglaubt und schwupps, da war meine Höhere Macht.

    Ich denke, wenn man wirklich gesund werden will, dafür jeden Tag tut, was man an diesem Tag schaffen kann – und wenn es zum Beispiel „nur“ ein Telefonmeeting ist – und es unter zwei Personen menschlich passt, dann ist Sponsorschaft als eines der Werkzeuge der anonymen Programme gut.

    Meines Erachtens auch wichtig: Bei EA nimmt jeder vom Gehörten und Gelesenen, was sich passend anfühlt und lässt den Rest stehen. Es gibt Dinge, die ihre Zeit brauchen. Geduld ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Dinge im Programm. Tun, was man kann und akzeptieren, was nicht.

    Kann aber auch durchaus sein, dass es nicht zu jedem*r passt. Ich bin jedenfalls froh, meinen ganz eigenen Weg der Genesung mit EA zu gehen. EA war und ist sofort da – und ich war nicht mehr allein.

    Was ich mir noch vorstellen kann: Die Meetings sind meinem Empfinden nach sehr verschieden. Ich habe die für mich passenden behalten und den Rest reduziert oder gelassen.

    Liebe Grüße
    Alex

  2. Eva-Maria

    Ich habe lange als Unterstützung für mich jemand als Sponsor für mich gesucht und das inzwischen “auf Eis” gelegt. Alle die, die ich gerne als Sponsor gefragt habe, waren zu kritisch und anspruchsvoll mit sich selbst und wollten die Verantwortung nicht übernehmen. Das akzeptiere ich. Es wurden daraus “Freundschaften” und das ist ja auch schon eine Menge.
    Nun war ich sehr überrascht, dass ich gestern als Sponsorin angefragt wurde. Ich habe zugesagt, dass ich es probieren will, nicht weil ich glaube, dass ich perfekt bin, sondern weil ich mit jemandem wachsen kann. Weil mir die Reflexion hilft zu wachsen, zu erkennen und am Ball zu bleiben. Ich will kein Vorbild sein, aber es hilft mir, auf dem Weg zu bleiben, mich auseinanderzusetzen. Und ich freue mich, meine Erfahrungen, Kraft und Hoffnung, aber auch meine Fehler und Irrungen zu teilen und miteinander im Programm zu wachsen. So sehe ich Sponsoring. Gute 24h, Eva-Maria

  3. Anita

    Zu EA kam ich, weil ich mit meinen emotionalen Belastungen nicht mehr wusste, wie mein Leben weitergehen sollte.
    Alles was ich im Elternhaus, Schule und Ausbildung gelernt hatte, reichte nicht mehr aus. Den 1. Schritt habe ich schon vor dem Programm und den Meetings gemacht. Von Teilnehmenden der EA-Gruppe habe ich mich sofort angenommen gefühlt, so wie ich bin. Die Aussage “Ändere dich nicht, bleib wie du bist, so lieben wir dich “, führte dazu, dass ich anfing mich anzunehmen und ich veränderte mich. Langsam konnte ich von der Angst ins Vertrauen gehen, in Meetings von mir sprechen, Telefonkontakte mit EA-Mitgliedern aufbauen und pflegen.
    Sponsorschaft bzw. Co-Sponsorschaft habe ich erst später eingehen können.
    Mit Hilfe des Programms lerne ich langsam eine neue Lebensweise und die Werkzeuge zu nutzen. Ich weiß, dass ich ein Mensch mit emotionalen Schwierigkeiten bin. Ich bin nicht Schuld an allem und erlaube mir aus meinem Gedankenkarusell auszusteigen. Mein Selbstwertgefühl wächst, wenn ich mich selbst achte, mich nicht überfordere, Mitgefühl mit mir habe. Es gelingt zunehmend Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie mir schwer fallen.
    In meiner Genesung begriff ich langsam, dass eine Beziehung nicht gescheitert ist, solange ich etwas daraus lerne. Ich gebe mir nicht mehr die Schuld, wenn eine Partnerschaft oder Freundschaft zu Ende geht. Mein Ziel ist ein zufriedenes Leben in Nüchternheit. Ehrlichkeit, Vertrauen, Demut und Dankbarkeit gehören dazu. Mit der Programmarbeit kommt die Genesung und die Zufriedenheit.

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